Der Ortsverband Paderborn des Technischen Hilfswerk erweitert mit einem Einsatzstellen Sicherungssystem (ESS) seine Ausstattung und schafft dadurch im Schadenfall auch mehr Sicherheit für die Einsatzkräfte. Größere Schadenstellen sollen vermessen und so mögliche Gefahren für Helfer und Geschädigte ausgeschlossen werden. Bereits 2006 beim Einsturz der Eissporthalle in Bad Reichenhall aufgrund von Schneelast und auch beim Zusammenbruch des Stadtarchivs 2009 in Köln kam dieses System zum Einsatz.
Für die Rettungskräfte besteht bei Bergungsversuchen aus zerstörten Gebäuden auch immer die Gefahr von weiteren Einstürzen. Die Statik ist beeinträchtigt, tragende Teile nicht mehr stabil, oft auch nach Brandschäden. Gerade bei nur teilweise eingestürzten Objekten ist die Gefahr groß, dass mehr zusammenbricht. Hier überwachen dann geschulte THW-Helfer mögliche Bewegungen im Bereich der Trümmer.
Neu ist dieses System nicht. In der freien Wirtschaft arbeiten Vermessungstechniker und Geomatiker mit diesen sogenannten Tachymetern. Ein Mess-System, das eine dreidimensionale Überwachung mittels Laser möglich macht. Dabei werden an den Gefahrenstellen mit den größten Schwachpunkten in der Konstruktion Messpunkte angebracht, die permanent mit dem Tachymeter überwacht werden können. Veränderungen im Millimeterbereich, die mit dem bloßen Auge nicht zu erkennen wären, werden sichtbar. Die Daten sammelt ein Rechner außerhalb des Gefahrenbereiches, und bei Abweichungen von zuvor festgelegten Toleranzbereichen werden die Helfer vor Ort gewarnt. Sie können sich so selbst in Sicherheit bringen.
Aber nicht nur bei eingestürzten Gebäuden wird diese Messtechnik zum Einsatz kommen. Ebenso wäre bei Einsätze an Hanglagen ein drohender Abrutsch früher erkennbar. Aber auch Höhenprofile ganzer Straßenzüge bei möglichem Hochwasser können ermittelt werden, ebenso wie Deichbewegungen und Verschiebungen bei Dammdurchbrüchen.
Diese Tachymeter, Stative sowie die Rechnersystem hat die Bundesanstalt Technisches Hilfswerk jetzt für ausgewählte Ortsverbände organisiert und schafft gleichzeitig eine neue Fachgruppe „ESS“. Die Helfer werden in Lehrgängen mit dem Gerät vertraut gemacht , lernen den Umgang mit den sensiblen Daten und Berechnungen am Computer, sollen die Schwachpunkte an den Schadensobjekten erkennen können und tragen somit eine große Verantwortung für die eigenen Kollegen. In diesem Bereich, wie natürlich auch in allen anderen Fachgruppen des THW, werden neue Helfer gesucht, gerne auch mit Vorkenntnissen im Bereich Vermessungstechnik, die Spaß an Technik haben und ehrenamtlich Gutes tun wollen.