Emmelinde verursacht Millionenschaden

Tornado verwüstet Paderborner Stadtgebiet

Ein Tornado hatte am späten Freitagnachmittag innerhalb kürzester Zeit das Paderborner Stadtgebiet von West nach Ost überquert und dabei eine Schneise der Verwüstung hinterlassen.

 

Vor Tief „Emmelinde“ war von den Wetterexperten zwar schon zeitig gewarnt worden, vor allem mit punktuell auftretendem Starkregen und Orkanböen. Mit einem Tornado hatte hier aber niemand gerechnet. Auf seinem Weg verursachte er nicht nur massive Schäden, es wurden auch über 40 Menschen mehr oder weniger schwer verletzt.

Ein Streifen vom Riemekeviertel, über das Paderquellgebiet, weiter Richtung östliche Stadtteile und bis hin zum Gewerbegebiet Dören. Diesen Weg nahm der Tornado, der erst einen Tag nach dem Ereignis offiziell auch so vom Deutschen Wetterdienst anerkannt wurde.

Bereits um 17.22 Uhr erfolgte für das THW Paderborn die erste interne Alarmierung. Helfer hatten in der Unterkunft des Technischen Hilfswerk in der Senefelder Straße die Auswirkungen des Tornado live miterlebt. Ebenso wie ein Helfer, der an der Steubenstraße an einer Tankstelle privat unterwegs war. Er hielt sich zum Glück gerade im Verkaufsraum auf, als durch den Sturm die Schiebetür des Ladens beschädigt wurde und das Kassensystem ausfiel.

Auf der Anfahrt zum Ortsverband bekamen die Helfer bereits einen ersten Einblick von der Schadenslage. Allein in der Senefelder Straße – von Möbel Roller bis zur Einfahrt auf das THW-Gelände bei Toys World – waren katastrophale Zustände. Die ersten Helfer mussten den Zufahrtsweg zu den Fahrzeughallen zunächst selbst einmal freischneiden. Entwurzelte Bäume versperrten die Einfahrt vollständig. Direkte gewerbliche Anlieger des THW forderten Hilfe „über den kleinen Dienstweg“ an. Sie baten direkt um Unterstützung bei Sicherungsmaßnahmen. Der Kontakt zur Leitstelle zu Beginn des Einsatzes war auch unterbrochen. THW-intern wurden weitere Kräfte alarmiert.

Ein 3-Mann-Trupp der Fachgruppe Elektro, mit Werkzeug und Messinstrumenten im Rucksack, machte sich zu Fuß auf den Weg durch das umliegende Schadengebiet für technische Hilfeleistungen. Vor allem Photovoltaik-Anlagen wurden stromlos geschalten, deren Dachelemente auf vielen Flachdächern teils völlig zerstört worden waren. Wie auch beim Gebäude des THW selbst. Der Trupp hatte sich im Laufe der Abendstunden bis fast zum Berliner Ring durchgekämpft und auf direkte Unterstützungsbitten der Anlieger reagieren können.

Ebenso waren in den ersten Stunden nach der „komischen Wetterlage“ – bisher sprach ja noch keiner von einem Tornado – die Radladerfahrer und Motorsägenführer des THW gefragt. Mit Einrichtung des Krisenstabes in der Feuerwehrwache Süd wurde auch ein THW-Helfer nach dort entsandt zwecks besserer Koordination mit allen Rettungskräften.

Ab diesem Zeitpunkt ging es Schlag auf Schlag. In der Einsatzleitung des THW, in der zum Glück verhältnismäßig wenig beschädigten Unterkunft (Zitat eines Helfer: „Wir haben unser Dach noch.“) gingen im Minutentakt die neuen Einsatzstellen ein. Erst jetzt wurde den Helfern bewusst, über welchen geographischen Bereich sich im Raum Paderborn die Schneise der Verwüstung erstreckte. In erster Linie mussten ganze Straßenzüge wieder befahrbar gemacht werden, damit Rettungskräfte überhaupt zu den Einsatzstellen kamen.

Georg-Mashall-Ring Kreuzung Benhauser Straße: Hier räumte der Radlader die Straße provisorisch frei für den Erhalt von Rettungswegen.

Senefelder Straße: Straße beräumen

Penzlinger Straße: Begutachtung Gebäude durch den Baufachberater. Später auch in der Klingender Straße und der Steubenstraße.

Riemekestraße: Freischneiden der Fahrbahn und Beräumen mittels Radlader. Hier war auch das Gebäude der Polizei betroffen. Hier kam dem THW zugute, dass zur Zeit 2 Radlader dem Ortsverband zur Verfügung stehen.

Gierswall: Im Bereich Detmolder Tor bis Benhauser Straße auch hier Beräumen der Fahrbahn.

Heiersstraße und Thisaut: Einsatz für den Baufachberater

Um 19.15 Uhr kam Unterstützung vom Ortsverband Soest, die sofort zur Einsatzstelle Riemekestraße geleitet wurden.

Fast zeitgleich rückten auch die Kollegen aus dem Ortsverband Büren an. Sie unterstützen die Aufräumarbeiten im Riemekeviertel. Weiterhin machte sich der Bürener Trupp UL (unbemannte Luftfahrtsysteme) auf den Weg zur Penzlinger Straße. Mittels Luftbildaufnahmen wollte sich der Paderborner Krisenstab ein Bild von den Ausmaßen der Zerstörung in diesem Wohngebiet machen.

Aufgrund der vielen Gebäudeschäden wurde über die Bezirksregierung eine Nachalarmierung der THW-Baufachberater vorgenommen.

Im THW-Ortsverband rüsteten die Helfer parallel auf für die Anforderung von Abstützsystemen und Baumaterialien. Da sich mittlerweile durch zunehmenden die Wetterlage aber wieder änderte, mussten Einsatzstelle zum Eigenschutz der Helfer auch wieder aufgegeben werden. Ein Verbau des Abstützsystems Holz war daher nicht mehr möglich.

Über die Empfehlung der Baufachberater wurde durch das Ordnungsamt aber auch ein Betretungsverbot eines Privathauses ausgesprochen. Die meisten betroffenen Bewohner waren einsichtig und nahmen die Einschätzung der Rettungskräfte an. Sie wurden von der Feuerwehr versorgt. Eine Unterbringung organisiert.

Bis nach Mitternacht erstreckten sie die verschiedenen Aufräumarbeiten und die Begutachtungen durch die Baufachberater. Unser „Verbindungsmann THW“ im Paderborner Krisenstab wurde um 2.00 Uhr von Wache Süd wieder abgeholt.

Eine Wiederbesetzung der THW-internen Einsatzleitung sollte ab 7.00 Uhr morgens erfolgen, da mit Folgeeinsätzen zu rechnen war.  

    Aufräumarbeiten am Gierswall
    Blockierte Einfahrt auf das THW-Gelände
    Einsatzstelle Friedrichstraße Höhe Arosa-Hotel
    Interne Einsatzleitung im THW Ortsverband Paderborn mit Koordinierung der eigenen Helfer
    Wenige hundert Meter vom Ortsverband ein Bild der Verwüstung
    Schadenslage in der Straße Auf den Dielen
    Ein Blick in die Senefelder Straße aus Richtung Steubenstraße
    Selbst ein solch massiver Baum hielt Kräften des Windes nicht stand. (Foto: Radio Hochstift)
    Quelle: unbekannt